Saunakultur in Deutschland

Wenn man es nach den Besucherzahlen bewertet, sind die wahren Saunaweltmeister die Deutschen. Hierzulande gehen 30 Millionen Deutsche regelmäßig zum Schwitzen in die Sauna.
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Sauna-Kultur und die Bekleidungsfrage in Deutschland

Sauna-Kultur in Deutschland hat hierzulande einen hohen Stellenwert. Die Deutschen meinen es ernst mit dem Saunieren. Traditionell steht für sie die Gesundheit im Vordergrund – und nicht so sehr das Wohlbefinden. In klassischen Saunas wird daher geschwitzt, was das Zeug hält. Dabei geht es recht freizügig zu. In der Sauna genießt jeder, unabhängig vom Geschlecht, die Wärme in natürlicher Nacktheit. Gemeinsam wird auf den Holzbänken entspannt.

Wobei hier einschränkend gesagt sei, manche Bäder haben Frauen-Badezeiten oder abgetrennte Bereiche. Auch außerhalb der eigentlichen Sauna ist nackte Haut Trumpf. Meist haben kleine Bäder einen festen Kreis von Stammbesuchern. Und da kann es schon einmal vorkommen, dass jemand nackt seine Gymnastik macht. Fremde werden in die Zirkel aber gerne aufgenommen – solange sie sich an die Regeln halten.

Alles bitte nach Vorschrift!

Das oberste Gebot lautet: kein Schweiß auf Holz. Die etwas rüde Aufforderung prangt an so mancher Sauna-Eingangstür. Daneben gilt: Vor dem Sauna-Ofen herrscht Ruhe. Der erste Ansatz eines Gesprächs wird sofort mit einem eindringlichen »Pscht« im Keim erstickt. Ansonsten gibt es für die Neulinge nicht sonderlich viel zu beachten. Die Badbetreiber machen ihre Gäste zwar mit Schildern darauf aufmerksam, dass Liegen nicht mit Handtüchern reserviert werden dürfen. Derlei Aufforderungen haben aber kaum Konsequenzen.

Der Saunawettkampf

Die Saunen im kalten Deutschland sind normalerweise sehr warm. 90 Grad sollte das Thermometer schon zeigen – sonst nutzt das Ganze ja nichts. Ein regelmäßiger Aufguss gehört zur guten Sauna-Kultur. Dabei entbrennt zwischen deutschen Männern nicht selten ein Wettkampf. Wer verträgt mehr Hitze? Also wetteifern die männlichen Besucher um die Plätze in den oberen Reihen. Wer einen ergattert hat, muss das, was kommt, auch aushalten. Während des Aufgusses aufstehen, gilt in den deutschen Saunasitten als höchst unhöflich. Schließlich werden dadurch die übrigen Saunagäste massiv gestört. Sie müssen dem Dissidenten den Weg frei machen, die Tür wird kurz geöffnet – und die gute Hitze kann entweichen. Frechheit.

Große Auswahl aus allen Kulturkreisen

In der traditionellen deutschen Sauna geht es um Einfachheit und Authentizität. Ob Elektro- oder Holzofen, das Wesentliche ist das Schwitzen. Bei den Aufgüssen steht der Duft im Vordergrund, wobei echte Sauna-Liebhaber den aromatischen Geruch von Tannennadeln schätzen. Nach einer ausgiebigen Schwitzsession zieht es viele an die Bar. Während im Süden ein kühles Weizen bevorzugt wird, greifen die Nordlichter gerne zu einem herben Pils. Selbstverständlich mit Alkohol – der Saunagang war schließlich schon gesund genug.

Badetempel und Saunalandschaften

Aber die Zeiten im Land der Dichter und Denker wandeln sich. Die Sauna ist nicht mehr länger ihren eingefleischten Fans vorbehalten. Die breite Masse schätzt die heißen Räume als Wellnesserlebnis. So sprießen seit Ende der 1990er-Jahre immer mehr Badetempel mit stattlichen Saunalandschaften aus dem Boden.

Sauna-Kultur in Deutschland hat sich nicht geändert

Sie sind nicht mehr an eine bestimmte Sauna-Kultur gebunden. Die Betreiber vereinen hier vielmehr das Beste aus allen Kulturkreisen. Die Besucher finden römische Dampfbäder, orientalische Hamams, andalusische Fincas und alpenländische Heusaunen. So modern das alles anmuten mag, die Saunasitten haben sich nicht geändert. Noch immer gilt: Zutritt nur ohne Badekleidung. Im Normalfall werden die Bäder von beiden Geschlechtern gleichermaßen benutzt. Es gibt aber in allen großen Badetempeln auch Saunas nur für Frauen. Und natürlich ist der Schriftzug »Kein Schweiß auf Holz« noch allen Orts zu lesen. So rüde das klingt, so sinnvoll ist es aber auch. Es geht schließlich um die Hygiene.

Weltmeister im Saunaaufguss

Die Aufgüsse in den modernen Erlebnisbädern haben sich ebenfalls dramatisch gewandelt. Die Betreiber wollen ihren Gästen richtige Erlebnisse bieten. Daher kommen immer exotischere Düfte zum Einsatz und die Wedeltechniken haben sich immens verfeinert. Die Besucher sollen sich in erster Linie wohlfühlen. Natürlich gibt es aber auch noch die Aufgüsse für die ganz Harten – hier steigt die Temperatur schon mal auf über 100 Grad. Inzwischen veranstalten die Deutschen sogar eine Weltmeisterschaft im Aufguss-Machen. Die Teilnehmer stammen vorwiegend aus Deutschland und zeigen ihre ganze Kreativität. Hier kommt es vor allem auf das Zusammenspiel von Duft und Show an.

 

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